Deeskalation bei der Selbstverteidigung

Deeskalation bei der Selbstverteidigung

In der Selbstverteidigung spielt die Konfliktvermeidung beziehungsweise die Deeskalation einer Situation eine wichtige Rolle. Mit welchen Maßnahmen du einen Kampf vermeiden und den Konflikt gewaltlos klären kannst, erklären wir Dir jetzt. Natürlich ist jede Situation unterschiedlich und die Lösung muss darauf angepasst werden, aber diese Verhaltenstipps kannst Du grundsätzlich berücksichtigen.

Ruhig und neutral bleiben

In vielen Fällen verhalten sich potenzielle Täter aggressiv, aufbrausend und provokant. Das kommt nicht nur in ihrem Verhalten, sondern auch in ihrer Sprache zum Vorschein, bevor möglicherweise an Angriff folgen kann. Oftmals wartet der Täter nur darauf, dass Du auf seine Provokation anspringst und in den Konflikt einsteigst. An diesem Punkt liegt es an Dir, Dich nicht provozieren zu lassen und der Situation aus dem Weg zu gehen. Beispielhaft eine Situation, in der wir uns sicher alle wiedererkennen. In einer überfüllten Bahn stößt Du durch die ruckartige Bewegung der Bahn versehentlich gegen eine andere Person. Diese fühlt sich von dir weggestoßen und beleidigt dich. Genau in solchen Momenten gilt es ruhig und neutral zu bleiben, den Konflikt zu vermeiden.

Aggressives Verhalten nicht erwidern

Ein Kampf lässt sich nicht dadurch vermeiden, dass man auf das aggressive Verhalten des Gegenübers ebenfalls mit Beleidigung und Aggression reagiert. Versuche die Situation zu entschärfen, indem Du ruhig und neutral sprichst. Du kannst beispielsweise sagen „Das war nicht absichtlich und ich möchte nicht beleidigt werden.“ Versuche jeglichen Körperkontakt zu vermeiden und den Konflikt verbal zu schlichten. Ein physischer Kampf kann für Dich gesundheitliche und möglicherweise auch rechtliche Konsequenzen nach sich tragen.

Vor Gericht gibt es mehrere Varianten

Sollte ein Konflikt unvermeidbar sein, musst Du Dich verteidigen. Dann kommt es in vielen Fällen dazu, dass die Polizei gerufen und Anzeigen aufgenommen werden. Vor Gericht gibt es dann verschiedene Varianten, wie der Vorfall abgelaufen ist und oftmals werden Tatsachen verdreht oder wurden von Zeugen falsch wahrgenommen. Dadurch kann es schnell passieren, dass Du als ursprüngliches „Opfer“, das sich nur verteidigt hat, in die Rolle des Täters gerückt wirst. Das bestätigt also erneut unsere Grundhaltung: Versuche eine körperliche Auseinandersetzung zu vermeiden.

Szenarien im Kopf durchspielen

Wichtiger Bestandteil in der Selbstverteidigung ist ein möglichst realitätsnahes Trainingskonzept. In der Realität können sich Angriffe bedingt durch verschiedene Faktoren, wie Umgebung, Intensität, Anzahl der Angreifer, auch anders ereignen als im Training geübt. Auf vieles kannst Du Dich aber während des Trainings und auch während Deines alltäglichen Lebens vorbereiten. Versuche Situationen und Ursprünge, die zu einem potenziellen Angriff werden können, verschärft wahrzunehmen. Dann kannst Du Dir Szenarien und Problemlösungen in deinem Kopf überlegen und dich so auf einen Ernstfall vorbereiten. Als Beispiel kannst Du versuchen, Dich in die Situation von Rettungskräften oder Sicherheitspersonal hineinzuversetzen, denn das ist eine Zielgruppe, die im Berufsalltag häufig mit Angriffen konfrontiert wird. Jetzt kannst Du überlegen, wie Du die Situation schlichten und einen Kampf umgehen würdest.

Tief durchatmen, zuhören und ruhig bleiben

Ruhig und gelassen zu bleiben ist oft leichter gesagt als getan. Doch Du wirst merken wie viel es bringt einmal kurz durchzuatmen und wieder zu fokussieren, bevor Du auf die Situation reagierst.

Nehmen wir als Beispiel an, dass Du Dein Auto geparkt hast, du aussteigst und von jemandem angeschrien wirst, der in die gleiche Parklücke fahren wollte. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du schreist ebenfalls und die Situation eskaliert höchstwahrscheinlich, oder du atmest tief durch, hörst an was die Person sagt und reagierst lösungsorientiert. Dabei solltest Du natürlich Abstand halten und Deine Umgebung im Blick haben, um Mittäter schnell erkennen zu können.

Um die Situation zu entlasten, könntest Du freundlich erklären, dass Du das andere Auto nicht gesehen hast und darauf hinweisen, dass um die Ecke weitere Parkplätze sind. Während Du bedacht kommunizierst, kannst du mit deinen Händen auf Brusthöhe ruhig gestikulieren. Das verschafft der Situation Normalität und Gelassenheit und gibt Dir gleichzeitig die Möglichkeit, Dich im Notfall besser verteidigen zu können.

Dominantes Auftreten, sich bemerkbar machen

Grundsätzlich kann ein sicheres und dominantes, keinesfalls jedoch aggressives, Auftreten potenzielle Täter davon abhalten, überhaupt einen Angriff zu wagen. Es kann dennoch passieren, dass ein „Opfer“ im Fall einer unsittlichen Berührung oder einer unerwarteten Aktion in eine Art Schock-Starre gerät. Das kann dazu führen, dass sich der Täter bestätigt fühlt und zu einem Übergriff oder einer Verfolgung übergeht.

In so einem Fall ist es wichtig, sich durch laute Signaltöne und eindeutige Reaktionen bemerkbar zu machen und Hilfe einzufordern. Denke daran Dich immer selbst zu schützen, indem Du beispielsweise die Hände vor Dein Gesicht hältst. Dann kannst Du den Täter auch sehr direkt, laut und dominant anreden. „Lassen Sie mich in Ruhe! Fassen Sie mich nicht an!“ Dadurch, dass Du den Täter siezt und die Ansprache klar auf ihn richtest, signalisierst Du anderen, dass diese fremde Person etwas tut was Du nicht möchtest und Du Hilfe brauchst.

Anzeige erstatten

Auch wenn eine Anzeige mit Aufwand verbunden ist und Du dich erneut an die Situation in möglichst vielen Einzelheiten zurückerinnern musst, trägt sie dazu bei, Täter zu stoppen. Mit einer Anzeige schadest Du dem Täter mehr als mit einem blauen Auge. Hinzu kommt, dass auch Du Dich einer Anklage unterziehen musst, falls Du handgreiflich geworden bist. Versuche also immer den Konflikt verbal zu lösen. Und sollte die Beweislage sehr gering sein, z. B. durch fehlende Zeugenaussagen oder Überwachungskameras, kommst Du in der Regel besser davon, wenn Du nicht körperlich reagiert hast.

Sich Hilfe holen

Um Hilfe zu bitten ist keine Schande. Möge die Situation noch so klein oder unwichtig erscheinen, wenn Du Dich unwohl fühlst und Hilfe brauchst, hole sie Dir. Indem Du andere Personen über die Situation in Kenntnis setzt, erhöhst Du Deine Chance wirklich Hilfe zu bekommen und hast für den Fall einer Anzeige bereits den ersten Zeugen. Beispielsweise verhalten sich Personen um dich herum aggressiv und laut. Dein Instinkt sagt Dir, dass der verbale Konflikt bald in eine körperliche Auseinandersetzung übergehen kann. Was Du jetzt machen solltest, ist Dich aus der Situation zu entfernen und bei anderen Menschen Hilfe zu holen. Sei es in einem anliegenden Restaurant oder bei dem Türsteher vorm Club. Hole Hilfe, bevor du selbst verletzt wirst.

Freiraum respektieren, Nähe vermeiden

Häufig neigen Personen, die viel Aggressionspotenzial haben, dazu, dass sie räumliche Distanz sensibler wahrnehmen und sich in ihrem Freiraum schnell eingeschränkt fühlen. Daher ist es wichtig, für ausreichenden Abstand zu sorgen und die Reaktionen des Gegenübers verstärkt zu beobachten. Gerade in überfüllten Räumen, in denen Menschen dicht beieinander stehen, solltest Du besonders aufmerksam sein. Unabhängig vom Aggressionspotenzial ist es für viele Menschen unangenehm jeglichen Körperkontakt mit Fremden zu spüren. Auch hier kannst Du durch ausreichend Abstand Konflikten aus dem Weg gehen und Dich selbst schützen. Wenn die Distanz recht gering ist, kommt es schneller zu Situationen, in denen der Gegner die Kontrolle übernehmen kann. Beispielsweise indem er Dich an der Kleidung festhält oder deinen Arm greift und Dich in Deiner Bewegungsfreiheit und den Verteidigungsbewegungen einschränkt.

Unbehagliche Situationen umgehen

Präventives Handeln ist einer der wichtigsten Bestandteile in der Selbstverteidigung. Aufmerksam zu sein und Gefahren frühzeitig zu erkennen, helfen Dir dabei, Konflikte zu reduzieren. Sollte Dir das Verhalten anderer Personen unangenehm und verdächtig vorkommen, versuche Dich von der Person weitestgehend zu distanzieren und die Situation zu umgehen. Du befindest Dich beispielsweise in einer Bahn und eine umher schreiende Person, die vielleicht sogar noch unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steht, steigt dazu. Was Du jetzt tun kannst ist zunächst Ruhe bewahren und aufmerksam sein. Anstatt auf Dein Handy oder aus dem Fenster zu schauen und die Situation auszublenden, solltest Du die nächste Ausstiegsmöglichkeit im Blick behalten. Sobald Du die Möglichkeit hast aufzustehen und Dich der Tür zu nähern, tu das. Sich aus einer sitzenden Position zu verteidigen ist meist deutlich schwieriger als aus dem Stehen. Zusätzlich kannst Du präventiv Deine Tasche oder Deinen Rucksack als Schutz vor Dich halten.

Unnötige Kommentare ignorieren und Risiken vorbeugen

Wahrscheinlich ist uns das allen schon einmal passiert. Wir sind nichtsahnend und vollkommen neutral die Straße entlanggelaufen und jemand hat uns grundlos beleidigt. Das ist keine angenehme Situation und viele haben den Instinkt sich verbal zu verteidigen. Doch abgesehen von einem Wortgefecht bis hin zu einer körperlichen Auseinandersetzung hast Du nichts davon. Das Gegenteil ist der Fall und Du könntest in ein Strafverfahren verwickelt werden und mit Konsequenzen konfrontiert werden, die Du nicht erwartet hast. Du kennst Dein Gegenüber nicht und das macht es schwierig, den weiteren Verlauf der Situation vorherzusagen.

Solltest Du also in so eine Situation geraten, ist es immer sinnvoller die unnötigen Kommentare zu ignorieren und weiterzulaufen. Damit beugst du dem Risiko vor selbst körperliche Schäden, wie auch rechtliche Konsequenzen zu tragen. Denke einfach daran, dass die andere Person Dich nicht kennt und der Kommentar keinen Einfluss auf dein weiteres Leben hat.

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